Donnerstag, 21. Juni 2012

Die Tür schließt sich, ein Schlüssel klappert, wird in eine Tasche gestopft.
Die Schritte werden immer leiser. Eine Autotür wird zugeschlagen, der Motor brummt,
bis schließlich nichts mehr zu hören ist.
Schlagartig öffnet sie ihre Augen, rennt zum Fenster und erhascht den letzten Blick auf die Autos, 
bevor sie ganz aus ihrem Blickfeld verschwunden sind.
Sie öffnet die knarrende Tür, schaut sich um- es ist wirklich niemand mehr da.
Leise geht sie durch das Haus, wie eine Leiche, wie ein Geist sieht sie sich alles an.
Ja, sie ist wieder allein. Ja, es gefällt ihr. Sie ist frei, niemand kann sie sehen,
kann sie zur Rede stellen. Ihre Lustlosigkeit zieht sich durch den ganzen Tag.
Sommer wo bist du? Freiheit wo bist du?
Wieder einmal regnet es. Es ist, als ob der Regen mit ihr spricht.
Doch was will er ihr sagen? 
Sie öffnet das Buch. Sie schreibt nicht oft in das Buch. Nur einschneidende Erlebnisse stehen darin:
Geheime Gedanken über Menschen, die sie vermisst, Menschen, die sie verletzt hat und geheime Daten über sie selbst.
Sie liest sich alle Einträge durch, schmunzelt, schüttelt den Kopf und bleibt beim letzten Eintrag hängen.
Er wurde erst vor ein paar Tagen geschrieben. Doch er geht ihr nicht mehr aus dem Kopf- hat sich festgefahren wie ein Auto im Schlamm. 

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